E r r e g e r und K r a n k h e i t s b i l d e r

B A B E S I O S E

Baabesien sind Einzeller, die beim Blutsaugen durch Zecken übertragen werden und sich in den roten Blutkörperchen des Hundes vermehren. Je nach Größe der Blutparasiten unterscheidet man hierbei große und kleine Babesien. Große Babesien ( Babesia canis ) kommen weltweit in tropischen und subtropischen Gebieten, im Mittelmeerraum und in klimatisch begünstigten Gebieten Mitteleuropas vor. Sie werden durch die Braune Hundezecke und Auzecke übertragen.

Auch in Deutschland können sich Hunde durch einen Zeckenbiss mit diesen Blutparasiten infizieren. Berichte mit Babesien - Infektionen liegen bisher vor aus dem Raum Kehl / Offenburg / Lahr / Emmendingen / Freiburg (Breisgau), München und Regensburg vor. Hunde mit der kleinen Babesia gibsoni können sich bisher nur in Asien, Norafrika und Nordamerika infizieren.

Nach der Infektion des Hundes mit Babesia canis ist nach 1 bis 3 Wochen zu rechen. Die Erkrankung beginnt mit Fieber, gefolgt von Mattigkeit, Appetitlosigkeit, raschem Konditions- und Gewichtsverlust, Blutarmut und häufig Gelbsucht. Gelegentlich fallen dunkler Urin und Blutungen in der Haut auf. Häufig treten entzündliche Veränderungen der Augen sowie Netzhautablösungen auf. Bei Beteiligung des Zentralnervensystems werden Bewegungsstörungen oder auch epileptische Anfälle beobachtet.

Nach Aufenthalt in gefährdeten Gebieten oder Zeckenbefall sowie Auftreten der oben genannten Erscheinungen ist stets an eine Babesien - Infektion zu denken, die durch eine Blutuntersuchung diagnostiziert werden kann.

 


H E P A T O Z O O N O S E

Die Krankheit wird durch den Einzeller Hepatozoon Canis verursacht und kommt weltweit bei Hunden in tropischen und subtropischen Gebieten vor. Sie wird aus Mitteleuropa aus mediterranen Feriengebieten eingeschleppt. Der Hund infiziert sich dabei nicht durch den Blutsaugakt der Zecke, sondern durch das Zerbeißen der Zecke und Herunterschlucken der Erreger. Im Darmtrakt bohren sich die Parasiten durch die Darmwand und gelangen über den Blutkreislauf in Milz, Knochenmark, Leber, Nieren und Lymphknoten, wo sie sich vermehren und zu Organveränderungen führen. Anschließend werden weiße Blutzellen ( Leukozyten ) befallen, in denen es zu einer weiteren Vermehrung kommt.

Die klinischen Symptome variieren stark. Fieber, Blutarmut, Appetitlosigkeit, Abmagerung, Teilnahmslosigkeit, glanzloses Fell, Lymphknotenschwellungen, Nasen- und Augenausfluss, blutiger Durchfall, Muskelschwäche und steifer Gang können auftreten. Bei massiver Infektion sterben die Hunde infolge der Organschädigungen, bevor die ersten Parasiten im Blut nachgewiesen werden können.

 


E H R L I C H I O S E

Wichtigster Erreger der Ehrlichiose des Hundes ist Ehrlichia canis. Es handelt sich hierbei um Organismen, die Merkmale von Bakterien und Viren vereinen.

Das Vorkommen von Ehrlichia canis deckt sich mit dem Vorkommen ihres Überträgers, der Braunen Hundezecke, ist allerdings in Regionen warmer Klimazonen verbreitet.

Häufig erfolgt die Infektion des Hundes bei Aufenthalt im Mittelmeerraum, jedoch kann er sich auch in Deutschland infizieren. Eine Infektion ist durch einen Drei-Phasen-Verlauf gekennzeichnet.

1. Phase: Der infizierte Hund ist matt, leistungsschwach und verweigert das Futter. Gelegentlich treten Nasenbluten und punktförmige Blutungen auf den Schleimhäuten auf.

2. Phase: Die betroffenen Hunde sind symptomlos, überstehen die Krankheit oder entwickeln

3. Phase: eine chronische Ehrlichiose, die durch eine erhöhte Blutungsneigung mit Nasenbluten und punktförmigen Blutungen auf den Schleimhäuten oder auch auf der Haut gekennzeichnet ist. Gelegentlich wird auch Blut im Kot, Urin, Bluthusten oder Blutergüsse in Gelenken nachgewiesen. Es können aber auch unspezifische Symptome wie Fieber, Milz- und Lymphknotenschwellungen nachgewiesen werden.

Bei einer Infektion werden Leistungsschwäche, Futterverweigerung und fortschreitende Abmagerung beobachtet. Diese Krankheit kann durch eine Blutuntersuchung festgestellt werden.

 


F S M E

Frühsommer- Meningoencephalitis

Der Erreger der Frühsommer - Meningoenzephalitis ist ein Flachvirus, übertragen von der Gemeinen Holzbock - Zecke. Obwohl der Hund für diese Viruserkrankung nur wenig empfänglich erscheint, können in Einzelfällen doch schwerwiegende neurologische Symptome auftreten. Diese können schließlich aufgrund der ausgeprägten Veränderungen in allen Gehirnregionen zum Tode des Hundes führen oder das Einschläfern erfordern.

 


BORRELIOSE  (LYME _ DISEASE )

Dieie Borreliose - Erreger sind Bakterien, die aufgrund der schraubenartigen Windung des Bakterienkörpers auch als Schraubenbakterien oder Spirochäten bezeichnet und durch Zecken der Gattung Ixodes übertragen werden.

1981 gelang erstmals in den USA im Ort OLD LYME (Connecticut) die Isolierung des Erregers durch den Arzt Dr. William Burgdorfer, nach dem diese Spiochäten ihren Namen „BORRELIA BURGDORFERI“ erhielten und nach dem Entdeckungsort die Erkrankung auch als LYME - DISEASE bezeichnet wird.

Innerhalb der Gruppe BORRELIA burgdorferi sensu latu (= „im weiteren Sinne“) unterscheidet man verschiedene Arten, von denen in Europa speziell BORRELIA afzelii, B. Garinii, B. Burgdorferi sensu stricto (= „im engeren Sinne“) von Bedeutung sind.

Da in den USA das am häufigsten beim Menschen beobachtete Symptom der Borreliose die Arthritis ist und dort überwiegend diese Erregerart isoliert wurde, geht man heute davon aus, dass B. burgdorferi seno stricto bevorzugt Erkrankungen des Bewegungsapparates verursacht, während B. garinii eher eine Affinität zum Nervensystem und B. afzelii zur Haut hat.

Beim Menschen werden 3 Krankheitsstadien unterschieden:

Im ersten Stadium treten Abgeschlagenheit, Kopfschmerzen, Fieber und Muskelschmerzen auf. Oft ist an der Stelle des Zeckenbisses eine sogenannte Wanderröte (Erythema migrans chronicum) festzustellen. Dies ist eine Hautrötung, die sich um die Stelle des Bisses vergrößert, also „wegwandert“, während der zentrale Bezirk verblasst.

Im zweiten Stadium werden Organstörungen im Bereich von Nervensystem, Herz, Gelenken oder auch Auge beobachtet.

Im dritten, letzten Stadium reagiert der Mensch mit chronischen Gelenkentzündungen, Gehirnentzündung oder einer pergamentpapierartigen Veränderung der Haut.

Während die Borreliose beim Menschen mittlerweile sehr gut untersucht ist, ist über die Lyme- Disease bei unseren Haustieren noch relativ wenig bekannt. Aus dem Jahre 1984 stammt die erste Beschreibung einer Borreliose beim Hund mit Fieber, Mattigkeit und multiplen Gelenkschwellungen.

Eine Diagnose der Borreliose ist beim Hund schwierig und oft nur im Sinne einer Ausschlussdiagnose möglich. Da eine direkter Erregernachweis aufwendig, häufig auch erfolglos und der Nachweis von Antikörpern ( körpereigene Abwehrstoffe auf den Erreger ) nicht sehr aussagekräftig ist und lediglich auf einen Kontakt mit Borrelien hinweist, bleibt häufig nur die Stellung einer Verdachtsdiagnose.

Errst, wenn verschiedene Kriterien wie

      ein möglicher Zeckenbefall,

    das Vorhandensein passender Symptome, unter Ausschluss anderer Erkrankungen,

     eine deutliche Besserung nach Gabe von Anti- biotika sowie

     die Bestätigung einer Borreliosen-Infektion durch Laboruntersuchungen zutreffen,

ist die Diagnose einer Borreliose wahrscheinlich. Die Symptome, die im Zusammenhang mit einer Borreliose beim Hund beschrieben werden, betreffen vor allem

den Bewegungsapparat,

das Nervensystem,

die Haut und das Herz.

Schmerzhafte Bewegungsstörungen, steifer Gang, wechselhaft auftretende Lahmheiten einer oder mehrerer Extremitäten und Bewegungsunlust werden beschrieben. Bei Beteiligung des Rückenmarks und / oder der peripheren Nerven können Stützschwäche der Hinterhand, verminderte oder fehlende Reflexe, steifer Gang und Überempfindlichkeit der Rückenhaut auftreten. Hinweisend auf eine Beeinträchtigung des Zentralnervensystems sind Koordinations- und Gleichgewichtsstörungen, Lichtscheue sowie Blinzeln. Aber auch Reizbildungs- und / oder Reizleitungsstörungen am Herzen, trockene Hautveränderungen mit Haarausfall, Durchfall, Erbrechen und Fieber können auftreten. Die für den Menschen typische Wanderröte tritt beim Hund nicht auf, an der Stelle des Bisses kann es jedoch zur Hautrötung kommen.

 


ZECKNSCHUTZ BEIM HUND

Zecken produzieren beim Blutsaugen einen betäubenden, blutgerinnungs- und entzündungshemmenden Speichel. Sowohl mit der Speichelabsonderung als auch durch das Erbrechen von Darminhalt in die Wunde gelangen Krankheitserreger ins Gewebe und schließlich in die Blutbahn des Wirtes. Die Übertragung dieser Erreger beginnt frühestens wenige Stunden nach dem Ansaugen der Zecke und erreicht nach 72 Stunden ihren Höhepunkt. Nach einem Spaziergang oder Aufenthalt in einem zeckenreichen Gebiet sollte der Hund immer regelmäßig und gründlich abgesucht werden. Zur Entfernung der Zecken sollte eine Zeckenzange verwendet werden, dass die Zecke so nah wie möglich an der Heftstelle, also im Bereich des Zeckenkopfes gefasst wird. Der Zeckenkörper sollte auf keinen Fall dabei gequetscht werden, da sonst möglicherweise im Speichel oder Darminhalt vorhandene Krankheitserreger zusätzlich in die Wunde gepresst werden. Durch sanften Zug wird die Zecke entfernt.

Oft werden jedoch die winzig kleinen Larven und Nymphen, die auch als Krankheitsüberträger fungieren, übersehen. So ist der sicherste Schutz vor einer durch Zecken übertragenen Infektionskrankheit die Abwehr und Abtötung der Zecken. Hierfür stehen verschiedene Mittel zur Verfügung ( Shampoo, Spray, Spot-on oder Halsbänder usw. ). Mittlerweile gibt es beim Tierarzt auch ein Zeckenhalsband, welches zusätzlich das Blutsaugen von Sand- und Schmetterlingsmücken verhindert. Diese Mücken sind Überträger von Leishmanien, die zu den am häufigsten aus dem Mittelmeerraum eingeschleppten Parasiten des Hundes gehören und zu schwerwiegenden Erkrankungen mit Veränderungen der Haut und der inneren Organe führen.

 


Bem.:

Dr.med.vet. Heide Dongus studierte Tiermedizin an der Universität München. Promotion und anschließende Assistenzzeit folgten am Institut für Vergleichende Tropenmedizin und Parasitologie in München. Sie ist seit 1997 Fachtierärztin für Parasitologie.


Anm.: Ich möchte mich bei der Radaktion der Fachzeitschrift „Der Hund“ recht herzlich für die Bemühungen - Einholen der Lizenz für diese Veröffentlichung - bedanken.

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