LAGINIA: Mein rettender Instinkt“
 

Zunächst möchte ich mich kurz vorstellen:

Mein Name ist Laginia, gew. 27.03.2000, ZB-Nr.: DISZ 00079

Es war ein Tag wie jeder andere im Dezember, kurz vor Weihnachten. Gemeinsam mit meinem Halbbruder Benjury und unserem Chefsetter Donovan begab sich unser Frauchen in das nahegelegene Freigelände. Dort in den Wiesen, Feldern und kleinen Wäldern gibt es immer viel zu schnüffeln. Mit Benjury, der fast gleichzeitig mit mir im Jahr 2000 als Welpe Einzug hielt, heckten wir in den ersten Monaten dort allerhand aus, denn zusammen machte es uns immer Spaß. Trotz der verächtlichen Blicke unseres Chefs Donovan führten wir unsere Vorhaben stets mit Leidenschaft aus. Unser Frauchen hatte immer alle Hände voll zu tun, aber wer sich gleich zwei Welpen innerhalb kürzester Zeit zu sich nahm, musste ja mit allem rechnen.

Natürlich lernten wir ganz schnell, dass wir keinem Jogger weder einem Fahrrad nachlaufen oder gar fremde Menschen anspringen durften. Es war für uns nicht immer leicht, denn wir wollten doch allen nur unseren Lebensfrohsinn zeigen. Doch wir gehorchten, wollten wir doch immer gern gesehene Iren sein. Unser Frauchen führte bei jedem Gang Übungen ein, aber nach erfolgreichen Ergebnissen erfreuten wir uns ihres Lobes, denn liebe Worte sind Musik in unseren Hundeohren.

Doch nun zu meiner Geschichte.

An diesem besagten Tag im Dezember verlief alles etwas anders. Wir drei Vierbeiner blieben bei unserer Hunderunde stehen und verharrten, denn eine Taube hockte bewegungslos im Gebüsch. Wir warteten, bis unser Frauchen bei uns war und verfolgten ihre Reaktion beim Untersuchen des Federviehs. Sie setzte die Taube etwas tiefer ins Gebüsch und rief uns heran. Wir liefen also alle weiter. Während Benjury und Donovan sich wahrscheinlich gar nicht mehr an die Taube erinnerten - ich konnte sie nicht vergessen. So nutzte ich die Gelegenheit aus, drehte in Windeseile ab und raste zu der Stelle, an der sich die Taube befand. Vorsichtig nahm ich sie in den Fang und apportierte sie stolz zu meinem Frauchen. Ihre Reaktion zeigte mir, dass sie entsetzt, froh, aber auch gleichzeitig ratlos war, als ich vor ihren Füßen saß. Mit leiser Stimme nahm ich das Wort „AUS“ wahr. Sie nahm die Taube vorsichtig mir ab und lobte mich ausgiebig. Ich war einfach stolz auf mich. Donovan und Benjury verfolgten alles aus unmittelbarer Nähe.

Übrigens hatte die Taube durch meinen Transport keinerlei Schaden davongetragen. Ich entnahm es aus den Worten meines Frauchens, als sie nach einer erneuten Untersuchung dieses erschrockene Lebewesen abermals ins tiefe Gebüsch ablegte.

So zogen wir dann nach dem Befehl „VORAUS“ weiter und begegneten mehreren Hunden mit ihren Besitzern. Während mein Frauchen sich mit den Zweibeinern rege unterhielt und meine vierbeinigen Familienmitglieder mit den anderen Hunden spielten, hatte ich nur einen Gedanken:

DIE TAUBE !!!

Wieder einmal nutzte ich eine Gelegenheit aus und verschwand und überhörte nach kurzer Zeit einfach den Pfiff meines Frauchens, denn:

Ich raste wieder zu der armen Taube, nahm sie abermals behutsam in meinen Fang und brachte sie erneut meinem Frauchen zurück. Als ich mich vor meinem Frauchen mit der Taube im Fang absetzte, lobte sie mich wieder und ich bemerkte ein unglaubliches Erstaunen der Zweibeiner. Meine Güte - war ich stolz. Wieder gab ich ihr meine Beute unversehrt nach dem Befehl AUS ab und wurde mit Lob und Streicheleinheiten belohnt.

Die Taube wurde wieder abseits ins tiefe Gebüsch abgelegt und das Stimmengemurmel der Zweibeiner verriet mir, dass eine Rettung geplant war. Doch zunächst wurde ich angeleint, weil ich mich dieses Mal nicht von der Taube trennen wollte.

Es verging eine ganze Weile, bevor ich wieder abgeleint wurde. Da ich bemerkte, dass mein Frauchen auf mich sehr genau achtete, lenkte ich ihre Beobachtungsphase ab, indem ich mit meinen vierbeinigen Freunden spielte.

Mein tierischer Instinkt bewies sich als richtig, denn bald waren die Augen meines Frauchens nicht mehr nur auf mich gerichtet.

Alle guten Dinge sind DREI und ab ging es. Schnell wie ein Pfeil schoss ich davon. Obwohl mich mein Frauchen nach einer kurzen Weile mit einem Pfiff zurückholen wollte, gehorchte ich nicht, denn die Rettungsaktion der armen Taube lag mir sehr am Herzen.

Wie vermutet hockte das arme Tierchen immer noch regungslos im Gebüsch. Behutsam und fest entschlossen, das Richtige durchzuführen, nahm ich sie wieder vorsichtig in meinen Fang und lief etwas langsamer aus Sicherheitsgründen zurück zu meinem Frauchen.

Beim Absitzen vor ihren Füßen bemerkte ich trotz ihres Lobes auch schon Verzweiflung und Entsetzen, aber dieses Mal setzte sie die Taube nicht mehr nach einer körperlichen Untersuchung ins Gebüsch ab.

Ich hatte mein Ziel erreicht und war glücklich.

Wir traten den Heimweg an und mein Frauchen trug behutsam die regungslose Taube in ihren Händen. Als wir das Freigelände verließen, mussten wir ja angeleint werden. Zu diesem Zweck setzte mein Frauchen die Taube in einem abgezäunten Garten ab, der sich neben einem kleinen Weg befand, aber schon kurz vor einer Hauptstrasse. Nach dem Anleinen trauten wir alle unseren Augen nicht, denn die Taube hüpfte davon und entschwand mit einem Flügelflattern aus unseren Blicken.

Verstehen konnten wir es alle nicht, dass sie nach so einer langen Weile doch noch die erforderliche Kraft gefunden hatte, um zu entkommen.

Aber es war ja auch kein Wunder.

Sie hatte durch meine drei Transporte keine Schrammen oder Verletzungen davongetragen. Leider wissen wir natürlich bis zum heutigen Tage den Grund für ihren Zustand nicht.

So bin ich auf jeden Fall eine stolze rote Irin, denn mein Frauchen war begeistert über mein Verhalten und hat diese Geschichte auch ihren Freunden und Bekannten sofort mitgeteilt.

Traurig war sie nur, dass sie diese Ereignisse nicht auf ihrer Kamera festhalten konnte. Gerade an diesem Tag hatte sie ihre Ausrüstung wegen des Regens nicht mitgenommen.

Das war nun meine kleine Geschichte.

Eure LAGINIA

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