Richard Didicher (28.03.2020)

Die große Galerie der Champions – und meine späte Einsicht

Ihr braucht Champions? Seid selbst menschliche Champions in dieser schlimmen Zeit - wenn ihr das Zeug dazu habt!

Wir haben viele besessen, viele der großen Irish Setter -Champions. Große Namen mit schmucken Titeln, mehr als die meisten, die sie plötzlich vermissen.

Und wir haben sie alle geliebt und betrauert.

Doch mehr geliebt als meine Bianca, meinen ersten Setter (1xG, 1xSG, 1xV) ? – Nein. Bestimmt genauso so viele herrliche Stunden zusammen, genauso viel Schmerz beim Abschied.

Hunderte Pokale aus gelbem Blech - und wenn Frederik einmal mehr als Sieger aus dem Ring kam, freute er sich auf das Käsebrot, das Marion ihm jeden Morgen im Hotel richtete. Der Rest war ihm egal.

Und Fire? Ihn interessierte der Duft der Hündinnen mehr als das schlechte Rasierwasser eines englischen Richters.

Waren es unglückliche Champions? Nein – es ging ihnen gut, denn sie waren mit uns zusammen, ob im Auto, im Hotel, im Ring oder beim Toben auf abgelegenen Rastplätzen.

Nach zwei Tagen Weltsiegerausstellung zwischen bunten Herren und Damen in Ballkleidern kam für die Erlösung: ein niederländischer Ententeich voller bunter Vögel, soweit das Auge reicht. Und sie kamen wieder zurück, Fenja gefolgt von Bisou, Hazel und Jela, alle nass, voller Lehm, aber total glücklich.

Doch ich werde auch die vielen unglücklichen Blicke nicht vergessen, Schnauzen, die versuchten die Drahtboxen auseinanderzudrücken, „Sieger“, abgestellt irgendwo in einer Ecke einer Halle.

Ich habe Fieldtrial-Champions gesehen, die in Erdlöchern geboren wurden und die von einem Herren in feinen Loden an einen anderen mit „dekorierter Brust“ für horrende Summen „verhökert“ wurden, von fremden Menschen in heißen Transporter durch die Welt gefahren, um zu gewinnen.

Doch nun auch noch der Versuch einer objektiven Betrachtung:

Wie entsteht ein Champion?

Anwartschaften sammeln, Meldegebühren entrichten, stressige Fahrten auf vollen Straßen, Hoffen und Bangen, dass die Konkurrenz klein ist. Schmachtende Blicke zum Richtertisch.

Wären sie doch ehrlich gewesen.

(Wie Leid taten mir die „freundlichen“ Menschen, die unter einem Vorwand am Tag vor dem Richten bei uns anriefen.)

Was bringt ein Champion der Erhaltung der Rasse?

Keine (oder eine minimale) Aussage zu Erbinformationen und auf jeden Fall eine Verkleinerung des Genpools.

(Ein englischer Champion mit 25/25 = schwere HD, in der Zucht eingesetzt.)

Was bringt ein Champion seinem Besitzer?

Alles, wenn er selbst nichts ist. Nichts, wenn er seinen Hund auch ohne Titel lieb hat.

Und eine Urkunde.

(Ich sah sie, wie sie vor Glück schrien und den Fabersekt aus schmutzigen Pokalen tranken.)

Und was bringt ein Champion dem Geschöpf Hund?

Hoffentlich gute Pflege - Hoffentlich einen Kauknochen - Hoffentlich eine Liebkosung !!!!!!!!!!!!!

Doch dazu braucht es keinen Titel.