Richard Didicher (11.04.2020) :  Ostern - Zeit zum Innehalten und Nachdenken

Es ist Ostern und trotz allen Unglücks offenbart sich uns täglich eine herrliche Natur: blühende Kirschbäume und singende Vögel, grüne Felder.

Doch was ich auf unseren Spaziergängen so sehr vermisse, ist der Ruf des Fasanenhahns und der Anblick eines Feldhasen.

Fasanen und Rebhühner zum Auswildern werden aber in Europa zurzeit so billig angeboten wie noch nie.

Warum wohl?

Weil die vielen Jagdhundeprüfungen ausfallen und es für die teuren Tiere keinen Absatz gibt.

Volierewild wird über den Winter in Drahtverschlägen gehalten, da die Preise im Frühling hochschnellen.

Oft ist der Zustand der Tiere beklagenswert, da sie tagelang durch die Landschaft gefahren werden. Ihnen fehlt auch die Flugerfahrung, da die meisten Tiere in den Volieren nie die Möglichkeit hatten, ihre Schwingen einzusetzen. Sie werden mit Antibiotika im Futter fit gehalten bis zu dem Tag, der ihnen eine kurze Freiheit bescheren soll.

Wenn sie Pech haben , werden sie vom Jagdhund gegriffen - im Prüfungsjargon heißt das dann: „Hund greift krankes Wild.“ Wie wahr, denn diese erbärmlichen Geschöpfe sind oft unterernährt und anfällig.

Manche haben aber auch das „Glück“ und können sich in eine Deckung retten, um in der Nacht vom Fuchs eingesammelt zu werden.

Und die, die es schaffen könnten zu überleben, verdursten, da kein Wasser in der Nähe, oder sie verhungern, da der Kropf viel zu klein, da dieser in der Volierehaltung nur auf Körnerfutter ausgelegt und nicht in der Lage ist, größere Mengen Grünfutter aufzunehmen.

Sollte es im Umfeld aber noch wildes Federwild geben und einzelne Volierevögel wider Erwarten den Anschluss an ihre wilden Artgenossen finden, stecken sie diese mit Krankheiten und Parasiten an, die sie aus der Käfighaltung mitbringen.

Also wozu das alles?

Oft nur, um die Vorstehanlage von Hunden zu prüfen, die nicht in der Lage sind, freies Federwild festzumachen, und die in ihrer tollpatschigen Art das Volierewild mit der Schnauze berühren, bis es endlich versucht abzustreichen oder ins Gestrüpp flüchtet.

Muss plötzlich ein Hund, dessen Vorfahren nicht mehr als Jagdhunde geführt wurden, eine Prüfung ablegen?

Muss jeder kleinwüchsige Setter, der nur aus der Entfernung einem wirklichen Setter etwas ähnlich ist und ein Verrat an der Rasse darstellt, seine „Vorstehkünste“ an solchen Tieren beweisen?

All dies auf Kosten von verängstigtem Federwild?

Die freien Ostertage waren immer eine beliebte Zeit für derartige Veranstaltungen –auch dies schon ein Sakrileg und eine Verhöhnung der Schöpfung.

Ja, es ist herrlich einen Jagdhund zu beobachten, wie er mit der Nase im Wind arbeitet, anzieht und dann steht.

Vor einigen Wochen noch waren wir in der Camargue mit Bisou und Jela in unserem Rothuhnparadies bei Maguelone, um mein neues Teleobjektiv zu testen.

Es entstanden herrliche Bilder und jedes Mal, wenn die Hunde standen, konnte ich den Auslöser betätigen. Herrliche Bilder und kein einziges Huhn wurde hochgescheucht. Kein Pfiff, kein Geschrei, nur Stille und Gottvertrauen .

Wie herrlich kann doch die Welt sein, wenn der Mensch nicht aus Dummheit oder falschem Ehrgeiz sie verunstaltet.

Ich wünsche Euch trotz der Widrigkeiten einen schönen Osterspaziergang und dass Ihr genau wie der alte Faust das Göttliche in unserer Natur wiederfindet.