Hier einige Tipps für unsere Hundeerziehung

T e i l   1

Das Herankommen : Hörzeichen „hier“ oder Pfiff (Doppelpfiff)


Man muss immer sich darüber bewusst sein, dass eine Verständigung DURCH DIE SPRACHE bei  unserem Hund nicht möglich ist. Da beim Üben des Herankommens die Gefahr vermenschlichender Auffassung besonders nahe liegt, sollte man sich vor Augen halten, dass der Hund Sinn und Zweck der Übung nicht versteht. Lediglich ein Sinnesreiz löst das Herankommen aus. Wenn aber in der Außenwelt irgendein Reiz stärker ist als das „hier“, so m u s s  das Tier, seiner Natur entsprechend, diesem stärkeren Reiz folgen. Eine Zuverlässigkeit kann mithin niemals erreicht werden, wenn der Hund unmittelbar im Anschluss an das Herankommen etwas Unangenehmes erfährt. Der Hund muss also - entgegen menschlicher Auffassung - auch dann stets liebevoll und liebkosend empfangen werden, wenn er vorher etwas Unerwünschtes begangen hat, oder wenn er trotz Zurufe oder Pfiffe nicht herangekommen ist.

Die Anforderungen an die Zuverlässigkeit des Herankommens dürfen nur allmählich gesteigert werden. Es muss nochmals betont werden, dass der Hund den BEGRIFF GEHORSAM nicht versteht. Darum beachtet, dass bei den Übungen anfänglich oder auch bei Problemen des Herankommens ablenkenden Einwirkungen zunächst aus dem Wege zu gehen ist.

Bei Eintritt einer Ablenkung , so z.B., wenn ein anderer Hund naht, beugt man vor, indem man den Hund anleint, ehe er selbst die Ablenkung wahrnimmt. Ist es jedoch nicht mehr möglich, so lässt man seinen Hund ruhig gewähren, denn er würde ja nicht auf Zurufe oder Pfiffe reagieren. Bitte ruft also nur dann den Hund , wenn Ihr Euch sicher seid, dass er 100%ig gehorcht. Ansonsten lernt der Hund, dass er nicht kommen muss und bei fortwährendem vergeblichen Gebrauch dieser Reize würde der Hund dagegen abstumpfen.

Einsetzende Einwirkungen auf das Herankommen sollten vom ersten Tag an stattfinden. Als ursprüngliche Einwirkungen kommen dabei das schnelle gebückte Zurückgehen oder - laufen des Führers mit dem Gesicht zum Hund in Betracht. (Fluchtbewegung unter gleichzeitiger Verkleinerung der Körperoberfläche)

NIE GEHT MAN DEM HUND ENTGEGEN = ANGRIFFSBEWEGUNG:

Das wirkt nicht anziehend, sondern abstoßend auf unseren Hund. Ein eingeschüchteter Hund würde die Flucht ergreifen. Läuft der Hund bei irgendeiner Gelegenheit davon,so lauft unter liebkosendem „hier“ von ihm weg. Flüchtet sich der Hund in einen Raum, so gehe man unter wiederholtem „so-is-brav-“ auf ihn zu, liebkost ihn und leint ihn unter Liebkosung an und schließe nie daran eine Unannehmlichkeit.

Die genannten ursprünglichen Einwirkungen verwende man nicht nur im Anschluss an das Ablegen, sondern auch, wenn der Hund sich frei vor uns bewegt, z.B. nachdem man den Hund hat vorauslaufen lassen. Verstärkt werden die Einwirkungen durch schnelleres Zurückgehen oder durch Zurücklaufen. Es wirkt sogar für viele Hunde besonders anziehend, wenn man sich auf die Erde wirft (bei schönem Wetter doch möglich, oder?).

Die genannten ursprünglichen Einwirkungen werden regelmäßig mit „hier“ verknüpft. Bitte bedenkt aber, dass das „hier“ erst im Verlaufe der Übungen zu einem wirksamen Reiz wird. Es ist stets erforderlich, sofort auf die ursprünglichen Einwirkungen unter gleichzeitigem Ertönen des „hier“ zurückzugreifen, sobald es, allein gebraucht, das gewünschte Verhalten nicht auslöst. Das wird noch lange der Fall sein.

Wie schon erwähnt, muss das „hier“ in den ersten Wochen der Abrichtung/Erziehung stets liebevoll ausgesprochen werden. Der Hund spürt übrigens auch, ob ihr ihm innerlich gut gesonnen seid, denn bei unfreundlicher Stimme verrät man dem Hund schon durch Bewegungen und besonders durch den Tonfall, dass Unangenehmes folgt. Dies tritt noch deutlicher in Erscheinung, wenn ein zorniges oder erregtes „hier“ ertönt.

Die innerliche Freundlichkeit hat entsprechende Ausdrucksbewegungen von uns Ausbildern und damit für das Tier die Ausschaltung von Angst zur Folge. Die Erfahrung, dass dem herangekommenen Hund nie etwas Unangenehmes widerfährt, ist planmäßig dadurch zu festigen, dass der Hund stets mit dem Ermunterungslaut empfangen und unter dessen wiederholtem Gebrauch geliebelt wird.

Niemals dürft Ihr in unmittelbarem Anschluss an das Herankommen eine mit Zwang verbundene Übung durchführen, denn auch diese Unannehmlichkeit würde sich mit dem Herankommen verknüpfen.

Also: Bei „Nichtgehorsam - leint ihn ohne Kommentar an, auch wenn es Euch noch so schwer fällt, dem Lümmel zu verzeihen.

Übt man in der angegebenen Weise, so sind, immer noch unter Vermeidung starker Ablenkungen, sehr gute Ergebnisse zu erzielen.

Auf dieser Grundlage kann Zwang einsetzen:

Hierbei sind 2 Fälle möglich. Der Hund kommt auf das „hier“ nicht oder er kommt, unterbricht aber das Herankommen, indem er z.B. unterwegs stehen bleibt und am Boden schnuppert. Im ersten Fall ertönt ein d r o h e n d e s „hier“. Die dadurch erzeugte Einschüchterung bewirkt vielfach schon, dass der Hund kommt. Macht er nur Miene , dies zu tun, so ertönt stets sofort im Anschluss an das drohende „hier“ ein „so-is-brav“, das den Hund unter Aufmunterung in das ihm bekannte Verhalten hineinlockt. Während des Herankommens wird der Ermunterungslaut mehrfach wiederholt und der Hund freundlichst empfangen.

Unterbricht der Hund das Herankommen, so ertönt ein d r o h e n d e s „pfui“, dem sich unmittelbar ein „so-is-brav“, anschließt, sobald er nur im Begriff ist, das gewünschte Verhalten fortzusetzen. Immer wird mithin die infolge eines drohenden „hier“ oder „pfui“ verursachte Einschüchterung durch das liebkosende „so-is-brav“ wieder behoben. Auf diese Weise gelingt es, in vielen Fällen den Hund aus der Ferne zu lenken. Zur Beschleunigung des Herankommens könnt Ihr immer das schnelle Zurückgehen- oder laufen benutzen.

Herankommen trotz starker Ablenkungen .............

Dem Hund ein unbedingtes Herankommen trotz starker Ablenkungen beizubringen, hat seine grundsätzlichen Schwierigkeiten.

Sie liegen darin, dass man nicht immer in der Lage ist, auf den in Entfernung von uns befindlichen Hund in dem richtigen Augenblick mit entsprechend starkem Zwang einzuwirken, wo ein ablenkender Reiz dem Tier ein „hier“ zuruft. Deshalb kommt man zu der Frage, ob es möglich ist, stärkere ursprüngliche Einwirkungen anzuwenden, die das Herankommen zur Folge haben.

Von den verschiedenen Möglichkeiten zum Hereinrufen unter Ablenkung oder bei Verweigerungen

werde ich im zweiten Teil berichten. Wichtig ist jedoch, dass unsere Hunde zunächst auf dem Platz das Herankommen auf Zurufen oder auf Pfiff (=Doppelpfiff) beherrschen, um diese Verhalten dann auf eigene Reviere bei Spaziergängen zu überprüfen. Versucht es, aber ruft den Hund niemals heran, wenn Ihr Euch nicht sicher seid, ob eventuelle Ablenkungen (andere Hunde etc.) für den Hund einen stärkeren Reiz ausüben als von Euch der Befehl zu kommen. Hat er instinktiv erfass, dass er sich deswegen nicht zu fügen braucht, ist für ihn der Befehl „hier“ ohne Bedeutung und die Erziehung muss wieder von Vorne beginnen, und zwar Schritt für Schritt.