ZUNÄCHST ein HINWEIS: Die Verständigung zwischen Mensch und Hund (Abrichten und Führen...)


Einige wichtige Inhalte aus verschiedenen Büchern erschienen mir wichtig, Euch mit auf den Weg zu geben.

Z u m Th e m a A b r i c h t e n :

Konrad Most sagt aus, dass beim Abrichten sich die größten Nachteile aus dem Vermenschlichen ergeben. Die unausbleiblichen Folgen sind : Überspannte Anforderungen sowie falsche Behandlung.

Gehörsinn, Geruchssinn, Gesichtssinn, Hautsinn und Geschmacksinn sprechen nur auf Reize an. Ein Sinnesreiz (z.B. Klappern mit Dosen etc.) ,den wir absichtlich auf den Hund einwirken lassen, hat eine von uns erwartete Rückwirkung zur Folge ( Reaktion).

Abrichten ist die Gewöhnung an bestimmte Verhaltensweisen auf gedächtnismäßiger Grundlage durch absichtlich gesetzte Sinnesreize ( z. B.Erteilen von Kommandos:“Sitz, Platz, Fuß, "Down", etc. = Gehörreiz; Handzeichen usw. ).

Wie es dazu kommt, dass der Hund lernt, auf den Gehörreiz (“APORT“) zuzuschnappen ist so zu erklären, dass der Hund von Anfang an stets gleichzeitig mit dem Gegenstandbewegen den Befehl “Apport“ wahrnimmt. Auf diese Weise tritt zu der ererbten Verknüpfung zwischen dem Reiz: Weglaufen der Scheinbeute und der Rückwirkung: Zuschnappen nach einer Reihe von Wiederholungen eine gedächtnismäßig hergestellte Verknüpfung zwischen dem Gehörreiz „APORT“ und dem Zuschnappen. Infolgedessen schnappt der Hund auch dann zu, wenn man das „APORT“ allein für sich gebraucht. Dieser Laut ist nun an die Stelle des sich bewegenden Gegenstandes getreten. Er ist zur stellvertretenden Einwirkung geworden. Demnach sind zu unterscheiden: Ursprüngliche Einwirkungen als UNMITTELBARE ERZEUGER des jeweils verlangten Verhaltens und STELLVERTRETENDE EINWIRKUNGEN, die erst dann wirksam werden, wenn eine gedächtnismäßige Verknüpfung zwischen ihnen und dem gewünschten Verhalten hergestellt ist.

Bei den stellvertretenden Einwirkungen handelt es sich jedoch stets um reine Sinnesreize, und zwar in der Regel um Gehör- und Gesichtsreize, weil diese Reize ein Lenken des Hundes aus der Ferne ermöglichen. Denn Endziel der Abrichtung ist, DEN HUND SO EINZUÜBEN, DASS MAN IHN IM ERNSTFALL OHNE URSPRÜNGLICHE EINWIRKUNGEN ALLEIN MIT „ BEFEHLEN" und „WINKEN" LEITEN KANN.

Man sollte also immer wieder sich bewusst machen, so meine ich, dass der Hund nur die zeitliche und räumliche Folge von Ereignissen im Gedächtnis behält, ohne die Zusammenhänge nach Ursache und Wirkung zu erfassen. Durch Erfahrungen ist „bewiesen“, dass die Abrichtung auf gedächtnismäßiger Grundlage allein zu zuverlässigen Leistungen führt und dazu noch erheblich schnelleres Lernen ermöglicht, als Einwirkungen, die ein Denken des Hundes im menschlichen Sinne voraussetzen.

Die Fähigkeit, Wahrgenommenes zu behalten, es sich zu merken und es wieder hervorzubringen, sich daran zu erinnern, nennt man GEDÄCHTNIS. Im zeitlichen Zusammenhang Erlebtes wird vom Gedächtnis in dem gleichen Zusammenhang festgehalten.

Eine wichtige Gruppe spielt ferner die Vielzahl der von der Außenwelt auf den Hund wirkenden Sinnesreize. Unkenntnis über ihre Wirkung verhindert erwünschte oder führt zu unerwünschten Verknüpfungen, d.h. zum Versagen des Hundes und dazu noch zu falschen Deutungen dieses Versagens, was, wie stets, falsche Einwirkungen zur Folge hat.

Schließlich spielen die von der Außenwelt ausgehenden Reize eine sehr wichtige, bedeutsame Rolle. Es sind die Störungen, die die Tätigkeit des Hundes fast ständig begleiten. Darum sollten bei Übungen die ablenkenden Reize später mit einbezogen werden, damit der Hund in der entscheidenden Stunde nicht versagt.

Wenn wir beim Lernen des Hundes nur sein Gedächtnis zu berücksichtigen brauchten, dann ginge die Abrichtung leicht vonstatten. Wir wissen, dass der Hund nicht alles von ihm Verlangte freiwillig ausführt. So wird oft fälschlich gefragt, ob man den Hund mit Liebe oder Zwang abrichten soll. Ein warmes Herz ist sicherlich ein guter Helfer bei der Abrichtung. Allein bringt es aber keine zuverlässigen Leistungen des Hundes zustande, ebenso keine milde Behandlung, denn wer vermenschlicht, sieht ja überall „böswillige“ Widerstände beim Hunde und wird diese entsprechend „ bestrafen“. Für die Abrichtung brauchen wir ein warmes Herz sowie einen kühlen und wissenden Kopf, damit der u n e n t b e h r l i c h e Zwang richtig angewandt wird.

Übrigens kann man sagen: Nur wenn man den Hund erfahren lässt, dass das an und für sich unangenehme Ausführen oder Unterlassen eines Verhaltens sein eigener Vorteil ist , baut man die Abrichtung richtig auf. Das ist Zweck des indirekten Zwanges. Auch der Hund führt Unangenehmes aus, wenn er noch Unangenehmerem entgehen kann. Er unterlässt Angenehmes, wenn es ihm durch Unangenehmes verleidet wird. Von dem Nutzen, den dies eigennützige Tun und Lassen dem Menschen bringt, weiß unser Hund nichts. Darin hat es ebenso wenig Einsicht, wie in den Grund der ihm vom Menschen zuteil werdenden Behandlung. Auch wird sein Tun und Lassen nicht von sittlichen Beweggründen, z. B. Ehrgefühl, geleitet. Daher kann man den Hund weder im eigentlichen Sinne loben noch tadeln, weder belohnen noch strafen. Man vermag ihm lediglich Unangenehmes und Angenehmes zuzufügen. UNMÖGLICH SIND AUCH IN DIE ZUKUNFT WEISENDE STRAFANDROHUNGEN. Der Hund kann „später“ keine Verknüpfungen mehr herstellen. Für das hundliche Verhalten sind die Gegensätze Annehmlichkeit und Unannehmlichkeit in ihrer Wirkung bestimmend und richtunggebend. Dieses sollte jedem HUNDEHALTER BEWUSST sein!!!!!

Die Zwangeinwirkung werden beim Hund von Jugend auf dadurch wirksam, dass auf Drohlaute und Drohbewegungen in der Regel Unangenehmes sich unverzüglich anschließt . Wir sehen also, dass uns Zwang in den verschiedensten Stärkegraden zur Verfügung steht. Zwang ist bereits das Anheben der Pfote eines Schoßhundes als ursprüngliche Einwirkung zum Erlernen des Pfotengebens, Zwang ist der sanft mahnend gesprochene Laut, der dazu dient, den Hund im Zimmer an seinen Platz zu verweisen, stärkerer Zwang ist ein scharfer Ruck am Halsband. Auch der weichherzigste Hundebesitzer kann also bei seinem Liebling nicht ohne Zwang auskommen. Ohne Zwang keine menschliche Erziehung und keine hundliche Ausbildung / Abrichtung. Hat ein Hund seine „Aufgabe" gut durchgeführt, loben wir ihn mit Liebeln, Streicheln, Anreichen von Leckerbissen und sogar mit den Worten: “SO-ISBRAV“. Bewegungen und Lob sollten in Einklang gebracht werden, denn der Hund verknüpft somit schnell beide Gestiken, wenn es im direkten zeitlichen Zusammenhang steht. Ein unerwünschtes Tun kann dem Hund dagegen nur abgewöhnt werden, wenn gerade diejenigen Reize, die dieses Tun hervorrufen, auf die Sinne des Hundes wirken und der Hund dabei GLEICHZEITIG etwas Unangenehmes erlebt. Sind die in Frage kommenden Sinnesreize von dem Unangenehmen, also von der „Strafe“ zeitlich und räumlich getrennt, so ist es nicht möglich die beabsichtigte Verknüpfung herzustellen. Der Hund lernt dann etwas ganz Verkehrtes, was der Mensch gar nicht beabsichtigt.

Noch 2 wichtige Dinge möchte ich erwähnen:

1) Bitte beachtet bei allen Übungen verbunden mit den erwünschten Erfolgen, dass die Zahl der Wiederholungen nicht ausschließlich abhängt von der KLUGHEIT oder DUMMHEIT des einzelnen Hundes. Es sprechen dabei auch mit die Beschaffenheit und Stärke seiner Triebe. So würde z. B. ein „kluger“ Hund mit starken Trieben längere Zeit zum Erlernen einer Leistung brauchen, falls die verlangte Leistung mit den Trieben nicht übereinstimmt, als ein „dummer“ Hund mit schwachen Trieben.

2) Im Laufe unserer Abrichtung / Ausbildung sollen die stellvertretenden Einwirkungen mehr und mehr abgeschwächt werden: Die Hörzeichen werden immer leiser gesprochen und für die Sichtzeichen mehr und mehr schwächere Körperbewegungen benutzt, denn unser Hund soll lernen, auf möglichst schwache Reize das Gewünschte auszuführen. Wir müssen uns immer wieder daran erinnern, dass die Sinneswahrnehmungen unserer Hunde sehr stark ausgeprägt sind. Dieses wird ja auch bei mir geübt:

Heranrufen - Pfiff - Hand schwenkend - dann nur mit Zeichen!!!!! (Dieses gilt für alle Übungen, denn jede Handbewegung, der hochgerichtete Zeigefinger, die ausgestreckte flache Hand, der hochgerichtete bzw. gestreckte Arm - alles sind Verknüpfungen, welche der Hund lernen muss und auch lernt, wenn es in Schritten geübt wird.)

In diesem Sinne.........Rita

(gemeinsam werden wir es schaffen)


Hier nun wieder einige Tipps für unsere Hundeerziehung

T e i l 1:    Das Herankommen : Hörzeichen „hier“ oder Pfiff (Doppelpfiff)

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Man muss immer sich darüber bewusst sein, dass eine Verständigung DURCH DIE SPRACHE bei unserem Hund nicht möglich ist. Da beim Üben des Herankommens die Gefahr vermenschlichender Auffassung besonders nahe liegt, sollte man sich vor Augen halten, dass der Hund Sinn und Zweck der Übung nicht versteht. Lediglich ein Sinnesreiz löst das Herankommen aus. Wenn aber in der Außenwelt irgendein Reiz stärker ist als das „hier“, so m u ß das Tier, seiner Natur entsprechend, diesem stärkeren Reiz folgen. Eine Zuverlässigkeit kann mithin niemals erreicht werden, wenn der Hund unmittelbar im Anschluss an das Herankommen etwas Unangenehmes erfährt. Der Hund muss also - entgegen menschlicher Auffassung - auch dann stets liebevoll und liebkosend empfangen werden, wenn er vorher etwas Unerwünschtes begangen hat, oder wenn er trotz Zurufe oder Pfiffe nicht herangekommen ist.

Die Anforderungen an die Zuverlässigkeit des Herankommens dürfen nur allmählich gesteigert werden. Es muss nochmals betont werden, dass der Hund den BEGRIFF GEHORSAM nicht versteht. Darum beachtet, dass bei den Übungen anfänglich oder auch bei Problemen des Herankommens ablenkenden Einwirkungen zunächst aus dem Wege zu gehen ist.

Bei Eintritt einer Ablenkung , so z.B., wenn ein anderer Hund naht, beugt man vor, indem man den Hund anleint, ehe er selbst die Ablenkung wahrnimmt. Ist es jedoch nicht mehr möglich, so lässt man seinen Hund ruhig gewähren, denn er würde ja nicht auf Zurufe oder Pfiffe reagieren. Bitte ruft also nur dann den Hund , wenn Ihr Euch sicher seid, dass er 100%ig gehorcht. Ansonsten lernt der Hund, dass er nicht kommen muss und bei fortwährendem vergeblichen Gebrauch dieser Reize würde der Hund dagegen abstumpfen.

Einsetzende Einwirkungen auf das Herankommen sollten vom ersten Tag an stattfinden. Als ursprüngliche Einwirkungen kommen dabei das schnelle gebückte Zurückgehen oder - laufen des Führers mit dem Gesicht zum Hund in Betracht. (Fluchtbewegung unter gleichzeitiger Verkleinerung der Körperoberfläche)

NIE GEHT MAN DEM HUND ENTGEGEN = ANGRIFFSBEWEGUNG:

Das wirkt nicht anziehend, sondern abstoßend auf unseren Hund. Ein eingeschüchteter Hund würde die Flucht ergreifen. Läuft der Hund bei irgendeiner Gelegenheit davon, so lauft unter liebkosendem „hier“ von ihm weg. Flüchtet sich der Hund in einen Raum, so gehe man unter wiederholtem „so-is-brav-“ auf ihn zu, liebkost ihn und leint ihn unter Liebkosung an und schließe nie daran eine Unannehmlichkeit.

Die genannten ursprünglichen Einwirkungen verwende man nicht nur im Anschluss an das Ablegen, sondern auch, wenn der Hund sich frei vor uns bewegt, z.B. nachdem man den Hund hat vorauslaufen lassen. Verstärkt werden die Einwirkungen durch schnelleres Zurückgehen oder durch Zurücklaufen. Es wirkt sogar für viele Hunde besonders anziehend, wenn man sich auf die Erde wirft (bei schönem Wetter doch möglich, oder?).

Die genannten ursprünglichen Einwirkungen werden regelmäßig mit „hier“ verknüpft. Bitte bedenkt aber, dass das „hier“ erst im Verlaufe der Übungen zu einem wirksamen Reiz wird. Es ist stets erforderlich, sofort auf die ursprünglichen Einwirkungen unter gleichzeitigem Ertönen des „hier“ zurückzugreifen, sobald es, allein gebraucht, das gewünschte Verhalten nicht auslöst. Das wird noch lange der Fall sein.

Wie schon erwähnt, muss das „hier“ in den ersten Wochen der Abrichtung/Erziehung stets liebevoll ausgesprochen werden. Der Hund spürt übrigens auch, ob ihr ihm innerlich gut gesonnen seid, denn bei unfreundlicher Stimme verrät man dem Hund schon durch Bewegungen und besonders durch den Tonfall, dass Unangenehmes folgt. Dies tritt noch deutlicher in Erscheinung, wenn ein zorniges oder erregtes „hier“ ertönt.

Die innerliche Freundlichkeit hat entsprechende Ausdrucksbewegungen von uns Ausbildern und damit für das Tier die Ausschaltung von Angst zur Folge. Die Erfahrung, dass dem herangekommenen Hund nie etwas Unangenehmes widerfährt, ist planmäßig dadurch zu festigen, dass der Hund stets mit dem Ermunterungslaut empfangen und unter dessen wiederholtem Gebrauch "geliebelt" wird.

Niemals dürft Ihr in unmittelbarem Anschluss an das Herankommen eine mit Zwang verbundene Übung durchführen, denn auch diese Unannehmlichkeit würde sich mit dem Herankommen verknüpfen.

Also: Bei „Nichtgehorsam

leint ihn ohne Kommentar an, auch wenn es Euch noch so schwer fällt, dem Lümmel zu verzeihen.

Übt man in der angegebenen Weise, so sind, immer noch unter Vermeidung starker Ablenkungen, sehr gute Ergebnisse zu erzielen.

Auf dieser Grundlage kann Zwang einsetzen:

Hierbei sind 2 Fälle möglich. Der Hund kommt auf das „hier“ nicht oder er kommt, unterbricht aber das Herankommen, indem er z.B. unterwegs stehen bleibt und am Boden schnuppert. Im ersten Fall ertönt ein d r o h e n d e s „hier“. Die dadurch erzeugte Einschüchterung bewirkt vielfach schon, dass der Hund kommt. Macht er nur Miene , dies zu tun, so ertönt stets sofort im Anschluss an das drohende „hier“ ein „so-is-brav“, das den Hund unter Aufmunterung in das ihm bekannte Verhalten hineinlockt. Während des Herankommens wird der Ermunterungslaut mehrfach wiederholt und der Hund freundlichst empfangen.

Unterbricht der Hund das Herankommen, so ertönt ein d r o h e n d e s „pfui“, dem sich unmittelbar ein „so-is-brav“, anschließt, sobald er nur im Begriff ist, das gewünschte Verhalten fortzusetzen. Immer wird mithin die infolge eines drohenden „hier“ oder „pfui“ verursachte Einschüchterung durch das liebkosende „so-is-brav“ wieder behoben. Auf diese Weise gelingt es, in vielen Fällen den Hund aus der Ferne zu lenken. Zur Beschleunigung des Herankommens könnt Ihr immer das schnelle Zurückgehen- oder laufen benutzen.

Herankommen trotz starker Ablenkungen .............

Dem Hund ein unbedingtes Herankommen trotz starker Ablenkungen beizubringen, hat seine grundsätzlichen Schwierigkeiten.

Sie liegen darin, dass man nicht immer in der Lage ist, auf den in Entfernung von uns befindlichen Hund in dem richtigen Augenblick mit entsprechend starkem Zwang einzuwirken, wo ein ablenkender Reiz dem Tier ein „hier“ zuruft. Deshalb kommt man zu der Frage, ob es möglich ist, stärkere ursprüngliche Einwirkungen anzuwenden, die das Herankommen zur Folge haben.

Von den verschiedenen Möglichkeiten zum Hereinrufen unter Ablenkung oder bei Verweigerungen

werde ich im zweiten Teil berichten. Wichtig ist jedoch, dass unsere Hunde zunächst auf dem Platz das Herankommen auf Zurufen oder auf Pfiff (=Doppelpfiff) beherrschen, um diese Verhalten dann auf eigene Reviere bei Spaziergängen zu überprüfen. Versucht es, aber ruft den Hund niemals heran, wenn Ihr Euch nicht sicher seid, ob eventuelle Ablenkungen (andere Hunde etc.) für den Hund einen stärkeren Reiz ausüben als von Euch der Befehl zu kommen. Hat er instinktiv erfass, dass er sich deswegen nicht zu fügen braucht, ist für ihn der Befehl „hier“ ohne Bedeutung und die Erziehung muss wieder von Vorne beginnen, und zwar Schritt für Schritt.

 


Hier ist nun der 2. Teil:

Ich möchte Euch hiermit kurz erläutern, wann eigentlich Zwang eingesetzt wird oder werden kann:

Wenn der Hund mach Ruf des Abrichters gekommen ist, muss er stets freundlich empfangen werden. Der Zwang hat also an anderer Stelle einzusetzen. Hierbei sind zwei Möglichkeiten gegeben. Entweder kommt der Hund auf Zuruf oder er kommt nicht, unterbricht das Herankommen, indem er z.B. unterwegs stehen bleibt und am Boden schnuppert. Im ersten Fall ertönt ein drohendes „hier“. Die dadurch erzeugten Einschüchterungen bewirken oft schon, dass der Hund kommt. Macht er nur Miene, dies zu tun, so ertönt stets sofort im Anschluss an das drohende „hier“ ein „so-is brav“, das den Hund unter Aufmunterung in das ihm bekannte Verhalten hineinlockt. Während des Herankommens wird der Ermunterungslaut mehrfach wiederholt und der Hund dann freundlichst empfangen. Unterbricht der Hund das Herankommen, so ruft einfach ein drohendes „pfui“, dem sich unmittelbar ein „so-is-brav“ anschließt, sobald er nur im Begriff ist, das gewünschte Verhalten fortzusetzen. Immer wird somit die infolge eines drohenden „hier“ oder „pfui“ verursachte Einschüchterung durch das liebkosende „so-is-brav“ wieder behoben.

Auf diese Weise gelingt es, in vielen Fällen den Hund aus der Ferne zu lenken. Damit unser Hund im schnellen Tempo zu uns kommt, benutzt einfach das schnelle Zurückgehen oder- laufen. Versucht es einfach! Dieses war jetzt eine Kurzwiederholung. Gehen wir nun einen Schritt weiter.........Ich deutete in einem Schreiben an, dass ich im 2. Teil verschiedene Möglichkeiten zum Hereinrufen unter Ablenkung oder bei Verweigerungen sprechen werde. Denkt bitte nur immer daran, dass der Hund seine Übungen / Gehorsamsausführungen sicher auf unserem Platz durchführt. Ansonsten fangen wir wieder mit kleinen Schritten von vorne an. Grund: Der Hund lernt sehr schnell, dass er unter dem Einfluss der vielseitigen Ablenkungen nicht sooo unter der Kontrolle seines Abrichters steht und entzieht sich somit leicht seinen durchzuführenden Aufgaben. Deshalb müssen wir uns fragen, ob es möglich sei, stärkere ursprüngliche Einwirkungen anzuwenden, die das Herankommen zur Folge haben. Das wäre möglich, wenn man Schmerz aus der Ferne im entscheidenden Augenblick zufügen könnte. Vielleicht lässt sich dieses verwirklichen mit Hilfe eines elektrischen Schlages ohne Drahtverbindung zwischen Mensch und Hund. Als Wurfgeschoss für Fernwirkung kann man mit bestem Erfolg eine zu einem Knäuel zusammengebundene kleine Kette benutzen (oder ein zusammengebundenes Kettenhalsband. Hier haben wir es mit einer Schreckwirkung zu tun. Will man die Kette verwenden, muss man sie stets bei sich tragen, um keine Gelegenheit zu versäumen, d.h. um sich schnelle Wurfbereitschaft zu sichern. Neben der Möglichkeit schneller Verwendung hat die Wurfkette noch den Vorteil, außer auf den Hautsinn gleichzeitig durch das Geklirr auf den Gehörsinn des Hundes zu wirken, so dass bei fortgeschrittener Abrichtung das Geklirr der Kette bei einem Fehlwurf oder willkürlich durch einen Schlag an der Jackentasche erzeugt, bereits als stellvertretende Einwirkung stark auf das Herankommen wirkt. Für den Kettenwurf beachtet:

Er kann erst angewendet werden, wenn beim Hund bereits eine Gewöhnung eingetreten ist und das Tier ausnahmslos erfahren hat, dass es nichts Unangenehmes während oder nach dem Herankommen beim Abrichter erfährt; sonst erhält der Kettenwurf keine zum Abrichter ziehende, sondern eine von ihm abstoßende Wirkung. Ferner darf der Hund niemals im zeitlichen Zusammenhang mit dem Wurf wahrnehmen: Die Wurfbewegungen sowie die vorbereitenden Bewegungen zum Werfen, nämlich das Hineingreifen in die Jackentasche (o.ä.). Andernfalls würde der Hund versuchen, dem Wurf auszuweichen, anstatt schnellstens heranzukommen. Sodann darf der Kettenwurf zu keinem anderen Zweck verwendet werden, als für das r e i n e Herankommen, um hierbei den sonst fehlenden starken Zwang zu ersetzen. Falsch wäre es also, den Kettenwurf zum schnelleren Ablegen zu verwenden oder, wenn der Hund einem bestimmten Befehl nicht folgt, z.B., wenn er nicht schnell genug sein Bringstück zuträgt, nicht laut Kommando im Platz verweilt etc. Wichtig ist vor allem, dass der Hund nie die geworfene Wurfkette zurückbringt, sonst gewöhnt er sich daran, statt unmittelbar zum Abrichter zu kommen. Weiter darf die Kette nicht verwendet werden, falls der Hund infolge von Einschüchterung weggelaufen ist oder nicht herankommt. Schließlich empfiehlt sich das Verwenden des Kettenwurfes überhaupt nicht bei Hunden, deren Tätigkeiten im Ernstfall nachteilig beeinflusst werden könnte durch einen Wurf einer fremden Hand oder auch durch Wurfbewegungen Fremder. Nun fragt Ihr sicher, wie die Einwirkung mit der Kette ist. Die Kette soll den Hund immer unvorbereitet treffen oder bei Fehlwurf an ihm vorbeisausen. Gleichzeitig soll das Hörzeichen „ hier „ oder der übliche Pfiff ertönen. Ein Hund, der gewöhnt ist, auf diese Hörzeichen die Richtung zum Abrichter einzuschlagen, und der im Zusammenhang mit diesem Hörzeichen nur Angenehmes erfahren hat---------nur solche Hunde kommen auch............., wie gesagt für den Kettenwurf in Frage------tut dies auch jetzt, wenn der Schreck ihm in die Glieder fährt, zumal wenn wir als Abrichter durch wiederholt gesprochene“ so-is-brav“ unter gleichzeitigem Zurücklaufen ( mit dem Gesicht zu unserem Hund ) einwirkt. Der Kettenwurf dient also für den lernenden Hund nicht für die Fälle, wo man vergeblich versucht hat, den Hund durch schwächere Einwirkungen zum Herankommen zu bewegen. Dann nämlich blickt unser Vierbeiner meist auf den Abrichter, und wir wissen ja, dass der Kettenwurf in diesem Falle niemals angewendet werden darf. B e i s p i e l :::::: für den richtigen Gebrauch::::::::Geht man mit dem frei vorauslaufenden Hund im Revier, wo sich Wild aufhält, so hat man die Kette wurfbereit in der Hand, um sie in dem Augenblick zu verwenden, wo der Hund von uns g a n z abgelenkt an einem anziehenden Geruch schnüffelt oder wo er gerade im Begriff ist, im Gelände einer Wildwitterung zu folgen, oder gar einem flüchtenden Wild nachzueilen. Wird die Kette auf diese Weise bei starken, verschiedenartigen Ablenkungen benutzt, stets mit dem gleichzeitigem Ertönen des „ h i e r „ oder des Pfiffes, so erlangt das Herankommen einen wesentlich höheren Grad der Zuverlässigkeit. Für Fernwirkung benutzt man nach denselben Grundsätzen wie die Wurfkette auch die Schleuder ( Zwille, Katapult). Bei einiger Übung vermag man damit den Hund bis auf eine Entfernung von 30 Metern ziemlich sicher zu treffen. Man benutzt dazu Rehposten. Der im entscheidenden Augenblick unter Ertönen des „hier“ oder des Pfiffs eintretende „Schmerz“ bewirkt das Herankommen bei einem Hund, der an liebevollen Empfang gewöhnt ist. Schließlich möchte ich noch den sogenannten Strafschuss erwähnen. Dabei handelt es sich keineswegs um eine Strafe, sondern um Erregung starken Schmerzes in dem Augenblick, wo der Hund einem flüchtenden Wild nachstürmt. Es wirken hier verschiedene Reize zu gleicher Zeit, genauso wie in einem derartigen bei Verwendung des Kettenwurfes oder des Schleuderschusses, nämlich den Gesichtsreiz des flüchtenden Wildes, der von dem Schuss herbeiführende Schmerzreiz und der Gehörreiz „hier“ bzw. der Pfeifton, selbstverständlich auch der Gehörreiz des Schusses selbst .

 

So weit für dieses Mal.

Erwähnen möchte ich aber noch, dass für uns der Strafschuss kaum durchführbar ist. Ebenso sollte man, falls der Hund sich im „Freien“ zu weit von uns fortbewegt oder gar beim Heranrufen zwar kommt, aber ständig zu weit für das Anleinen entfernt bleibt, die Wurfkette mit einer „Hilfskraft“ durchführen, damit er nie eine Verknüpfung zwischen uns Führern und der Wurfkette herstellen kann.


Hier ist nun der 3. Teil

Ich sprach im zweiten Teil über die Art und Weise, wann Zwang einsetzen kann. Letztlich erwähnte ich den sog. Strafschuss, weil er eigentlich den Grundsätzen der Abrichtung entsprechende Einwirkung ist. Empfehlen kann man ihn aber nicht aus selbstverständlichen Gründen.

Nun möchte ich noch ein anderes mit Starkzwang verbundenes besonders für harte Hunde anzuwendendes Verfahren für das Herankommen erwähnen. Bitte beachtet aber, daß wir eigentlich in unserer Gruppe diese Anwendung nicht benötigen....

Man nehme eine 4Meter lange Abrichtleine, hake sie in den Ring des nach innen gekehrten Korallenhalsbandes ein, gehe mit dem Hund und bringe ihn in die DOWNLAGE. Dann verlasse man ihn, hinter ihn tretend, soweit als die Leine reicht. Man warte einige Augenblicke, um unerwünschte Verknüpfungen mit dem Zurücktreten hinter den Hund zu vermeiden und rufe dann leise:“H i e r!“

(oder benutzt den Doppelpfiff, aber leise). Im gleichen Augenblick springt man mit langen Sätzen rückwärts, die Leine fest in der Hand haltend. Folgt der Hund diesen leisen Aufforderungen nicht, so bekommt er mit den Korallen einen Ruck, der sehr schmerzhaft ist. Nach einigen Wiederholungen wird der Hund, um dem Schmerz auszuweichen, blitzschnell hochschnellen und zum Abrichter eilen. Je schärfer die Einwirkung mit Zwang unmittelbar nach dem Pfiff oder Ruf erfolgt, je freundlicher der Hund vom Führer beim Herankommen empfangen wird, um so schneller wird der Hund den Wechsel zwischen Unannehmlichkeit und Annehmlichkeit im Gedächtnis behalten und bemüht sein, sich durch größte Schnelligkeit dem unangenehmen Zwang zu entziehen. Wenn ich Euch geraten habe, beim Heranrufen des Hundes in Sprüngen wegzueilen, so hat dieses eine besondere Bedeutung. Sprünge treiben das LAUFRAUBTIER vor ihnen her, seinem Meutenführer Mensch schnellstens und freudig erregt zu folgen. Je beweglicher man in solchen Fällen bei der Abrichtung vorgeht, um so mehr wird auch der Hund in einem uns günstigen Sinne erregt und vom Abrichter förmlich angezogen.

Hat der Hund das Herankommen an der 4 Meter langen Leine (die Zwangseinwirkungen bestens ermöglicht) gelernt, können wir für die beschriebene Übung die 20 Meter Feldleine verwenden. Dabei wechsele man auch die Stellung zum Hund. Einmal wird man ihn von rechts, einmal vor ihm, einmal links von ihm stehend, in unregelmäßiger Reihenfolge abrufen und so das Herankommen von allen Seiten üben. Man hüte sich aber ganz besonders davor, diese mit starkem Zwang verbundene Übung etwa oft am gleichen Platz zu üben, weil dadurch ganz bestimmt dem Hund die unerwünschte Verknüpfung mit der Örtlichkeit in aller Kürze geschaffen würde.

Auf Pfiff oder Ruf soll der Hund in beschleunigter Gangart, möglichst im Galopp, zu seinem Führer eilen und stets dicht bis an diesen heran an die linke Seite (nach Kehrtwendung, wie wir wissen) kommen. S t e h t der Führer, so hat der Hund sich an die linke Seite, wie für die Leinenführigkeit gefordert, zu setzen; geht dieser, so folgt der Hund dem Führer wie beim Freifolgen. In beiden Fällen darf sich der Hund erst dann entfernen, wenn der Laut:“VORAN!“ ertönt. Die einzige Übung also, bei der man zwei verschiedene Laute - Ruf und Pfiff - für dasselbe Verhalten benutzt. Die Pfeife verdankt ja ihre Einführung dem Umstand, dass sie weiter tönt als die menschliche Stimme. Der Laut :“HIER!“ ist deshalb gewählt, weil in ihm ebenso wie im Pfiff ein „i“ hervortönt.

Viele Abrichter haben die Angewohnheit, dem Hund alle Augenblicke zu pfeifen, ohne damit zu wollen, dass der Hund dicht an sie herankommt. Das ist falsch. Immer, wenn der :“HIER!“ ertönt, muss man den Hund jedes Mal ganz dicht an sich herankommen lassen und ihn ebenfalls immer loben.

Wenn man nicht will, dass der Hund dicht zu einem herankommt, sondern das Tier nur auf sich oder einen neuen Weg, den man einschlägt, aufmerksam zu machen beabsichtigt, darf man nie den Laut :“HIER!“ gebrauchen, sondern man muss ein anderes Zeichen dazu wählen, das man Achtungslaut nennt. Hierzu kann man einen schnalzenden Laut gebrauchen, an den der Hund sich schnell gewöhnt. Er wendet dann nur den Kopf, sobald er diesen Laut hört, läuft nicht zum Herrn, sondern schlägt dessen neuen Weg ein. Würde man nämlich in beiden Fällen, ob der Hund herankommen oder sich nur nach Herrchen umsehen und sich nach dessen Weg richten soll, denselben Laut anwenden, woran sollte der Hund denn dann der Hund merken, in welchem Fall das :“HIER!“ die erste oder zweite Bedeutung hat? Wir Menschen würden aber dann vom Ungehorsam des Hundes sprechen.

Eine besondere Bedeutung verdient das Abrufen eines Hundes, der sich mit einem Geschlechtsgenossen trifft. Man beobachte, wie eine solche Hundebegegnung vonstatten geht. Man bedenke, dass sich zwei begegnende, in der Größe ziemlich gleiche Hunde sich in den meisten Fällen als Feinde gegenüberstehen (wenn sie ausgewachsen sind): Die Hündin sieht die Hündin als Nebenbuhlerin, der Rüde den Rüden als Nebenbuhler an. Steifen Schritts gehen sie sich entgegen, steifen Schritts umgehen sie sich, einander beriechend und das Geschlecht feststellend, steif und langsam entfernt sich der eine von dem anderen , um dann erst in eine beschleunigtere Gangart zu verfallen. Wer v o r der Begegnung wegläuft, ist sofort feindlicher Verfolgung ausgesetzt. Um sich davor zu schützen, muss jede Begegnung (wie beschrieben) durchgeführt werden.

Pfeift man daher einem Hund, der einem Geschlechtsgenossen begegnet, so kann er unter Umständen diesem Pfiff nicht Folge leisten, da ihn der andere sofort angreifen würde, sobald er von ihm weglaufen würde. Nach Hundeart muss die Begegnung durchgeführt werden; der abgerufene Hund muss sogar zu seinem Nutzen sich zunächst langsamen Schrittes vom „Gegner“ entfernen, um dann erst in eine mehr beschleunigte Gangart zu verfallen. Wirft man nach einem sich in der Begegnung befindenden Hunde, so entsteht sofort eine Beißerei, weil das durch den Wurf hervorgerufene Zusammenzucken als Angriffs- oder Fluchtbewegung aufgefasst wird.

Zusammenfassend:

Für die beim Herankommen zu beobachtenden Gesichtspunkte ist festzuhalten:

  • Nie den Hund, der nicht herangekommen ist, schlagen oder ihm sonst irgendwelche Unannehmlichkeiten bereiten;

  • nie den Hund, der irgendeine nicht in unserem Nutzen liegende Handlung begangen hat, herankommen lassen, um ihn zu schlagen oder ihm sonst irgendwelche Unannehmlichkeiten zu bereiten;

  • nie es zur Regel werden lassen, sondern nur ausnahmsweise den Hund heranrufen, um unmittelbar darauf irgendeine Zwangsübung mit ihm vorzunehmen. Andernfalls erhält das :“HIER!“ nicht eine zum Herrn ziehende, sondern von diesem abstoßende Bedeutung

  • BITTE BEACHTET IMMER:

  • Freudig und zuverlässig lernt unser Hund nur dann das Herankommen, wenn dies in seinem Nutzen liegt. Unterordnen kann er sich nur, gehorchen lediglich: DEM EIGENEN VORTEIL