Hüftgelenkdysplasie

In der Bekämpfung der Hüftgelenkdysplasie (HD) kann man Erfolge feststellen. In Deutschland trägt die konsequente Auswertung seit einigen Generationen Früchte.

Besonders bei jungen Hunden ohne viel Muskelmasse zeigt sich die HD recht früh: Schwierigkeiten beim Aufstehen oder unstete Bewegung.

Gewissheit gibt es aber nur durch ein Röntgenbild, denn es gibt Hunde, die gute Hüften haben und „schlacksig“ laufen und andere mit schweren Hüftgelenkschäden, die aber durch Training genug Muskelmasse gebildet haben und bis ins Alter äußerlich unauffällig bleiben.

Da die HD mit aller Wahrscheinlichkeit polygen vererbt wird, das heißt, dass mehrere Gene an der Ausprägung des Hüftgelenks beteiligt sind (beim Menschen sind es mittlerweile 17 bekannte Gene), wird es wahrscheinlich nie eine völlig HD-freie Zucht geben können, aber unsere HD-Statistik liest sich positiv.

Dennoch beobachten wir mit Missfallen die Auswertungspraktiken einiger Nachbarländer, Hunde in dem Land auswerten zu lassen, in dem es die besten Ergebnisse zu erwarten sind.

Ältere Studien haben bereits die Position vertreten, dass Aufzucht und Fütterung eine Disposition auf HD verstärken können. Hier könnten epigenetische Einflüsse mit auf die Hüftgelenkausbildung einwirken.

Junge Hunde bis zu einem Jahr sollten ausreichend Bewegung haben. Stundenlange Spaziergänge oder ständiges Treppenlaufen (wenn Müdigkeit einsetzt) wirken sich natürlich auf das Skelett aus.

Viel zu eiweißreiche Ernährung führt zu schnellem Knochenwachstum. Kalzium und Phosphat können sich aber nicht in gleichem Maße einlagern und es kommt zu Deformationen. Auch kann sich die Muskulatur, die den Gelenken Stabilität verleiht, nicht in gleichem Maße ausbilden. Deshalb sind Grünlippmuschel-Präparate zu empfehlen, da sie die Einlagerung von Kalzium und Phosphat in die Knochenmasse fördern.

In den Ländern der FCI gibt es bezüglich der HD folgende Klassifizierungen:

A - Frei

B - Verdacht

C - Leicht

D - Mittel

E - Schwer

In manchen Ländern wie z.B. in Deutschland richtet sich die Bewertung immer nach der schlechteren Hüfte, in anderen Ländern, wie z.B. der Schweiz, werden beide Hüften getrennt bewertet. Großbritannien hat ein abweichendes Klassifikationssystem, hier wird der Aufbau jeder Hüfte mit einer bestimmten Anzahl von Punkten versehen. Je kleiner die Punktzahl, desto besser die jeweilige Ausprägung. Beide Hüften des Hundes erhalten eine bestimmte Punktzahl. Ein Hund mit der Bewertung 3/3 verfügt über ausgezeichnete Hüften. Von Hunden, die mit 25/25 ausgewertet sind (die in England auch noch zur Zucht verwendet werden), sollte man für die Zuchtverwendung Abstand nehmen. Bei Hunden mit 5/5 oder ähnlicher Kombination (also insgesamt bis 10) gibt es keine Bedenken.

Die abenteuerlichen Umrechnungstabellen des englischen Systems in FCI-Auswertungen, die kursieren, weichen die Erkenntnisse der „Hartung Schule“ diesbezüglich auf.

Die Tiermedizinische Hochschule Hannover geht bei der Erforschung der HD neue Wege. In einem molekulargenetischen Programm beim Schäferhund wurden sogenannte „Marker“ für die Ausprägung von HD identifiziert. Findet man solche Marker bei einem Hund, ist genetisch die Veranlagung für eine HD gegeben. Ob sich diese wiederum ausprägt, hängt aber auch von äußeren Faktoren ab und lässt sich über einen molekularbiologischen Test nicht vorhersagen. Bei der Zuchtauswahl der Elterntiere könnte ein solcher Test jedoch in Zukunft eine große Rolle spielen. Man ist dabei das Programm auch auf andere Rassen zu übertragen.