Megaösophagus (MO) Schon vor einigen Jahrzehnten hatten wir hehre Ziele. Die Ermittlung des Vererbungsmodus der Speiseröhrenlähmung (Megaösophagus oder kurz MO) sollte durch Einbeziehung der Wissenschaft (Uni Heidelberg und Berlin) angegangen werden.
Jahre später mussten wir feststellen, dass die Erfolge bescheiden waren, da wissenschaftliche Forschung sehr teuer ist und bei polygenen Erbkrankheiten wie MO „in den Kinderschuhen steckt“. Die Zusammenarbeit mit den Züchtern gestaltete sich schwierig. Durch das Einschicken der verstorbenen Welpen an die Uni Berlin war das Problem längst nicht behoben. Auch die vom niederländischen Club eingeführte Methode der Käuferbefragung, zum Beispiel „Wie füttern Sie Ihren Hund? Frisst er erhöht vom Tisch? Ist die Nahrung fest oder breiig?“, konnte diese Erbkrankheit nicht ausrotten.
Das Einzige, das ich erreicht hatte, war, die Sensibilität der Züchter für dieses gravierende Problem zu fördern.
In Erinnerung wird mir ewig der zehnseitige Brief einer Züchterin über das qualvolle Sterben von zehn Welpen an MO bleiben. So etwas geht einem nicht mehr aus dem Kopf.
Symptome der Erkrankung:
Bei dieser Krankheit fehlt die Innervierung der Speiseröhre gänzlich oder teilweise (degenerative periphere Neuropathie). Die erste Form zeigt sich gleich nach der Geburt. Beim Trinken fließt bei den Welpen Milch aus der Nase, da diese durch die fehlende Peristaltik der Speiseröhre nicht in den Magen transportiert werden kann.
Weil die Welpen aber bei einer etwas weniger stark ausgeprägten Form etwas Milch aufnehmen können, bleiben sie am Leben. Ihr Zustand verschlechtert sich jedoch täglich. (Häufig kommt eine Lungenentzündung hinzu, da die nicht abgeschluckte Milch in die Atemwege gelangt.) Nach dem Trinken ist ein starkes Röcheln zu hören. Es ist bei der Diagnose Vorsicht geboten, da gesunde, gierig trinkende Welpen sich ebenfalls verschlucken können. Der entscheidende Unterschied ist nur, dass bei diesen nach kurzer Zeit das Röcheln aufhört und sie nach dem Trinken ruhig schlafen.
Es zeichnet sich ab, dass die genetisch bedingte Form dieser Krankheit polygen vererbt wird. Eine komplementäre Ausprägung (bei beiden Elternteilen müssen passende Teilstücke vorhanden sein) ist dabei am wahrscheinlichsten.
Eine zweite Ausprägung mit ähnlichen Symptomen( persistierender rechter Aortabogen , PRA) offenbart sich erst mit der Aufnahme von festerer Nahrung (nicht zu verwechseln mit der „echten“ (kongenitalen Speiseröhrenlähmung).Der Welpe kann den dickeren Futterbrei nicht schlucken und wird verzweifelt eine Ecke suchen um diesen wieder herauszuwürgen.
Bei Züchtern ist diese Variante als „Rechts – Aorta“ bekannt. Es ist eine Missbildung der Aorta, die sich normalerweise aus der 4. linken Kiemenbogenarterie des Embryos bildet, und normalerweise ohne Probleme an der Speiseröhre vorbeiführt. Entwickelt sich die Aorta aus dem rechten 4. Kiemenbogen, schnürt sie allmählich im Herzbereich die Speiseröhre ein und es kommt zu den gleichen Symptomen wie der MO. Da die Milch aber diese Stelle noch passieren kann, wird der Defekt erst bei Aufnahme von etwas festerem Futter bemerkbar.
Ein Röntgenbild wird für Klarheit sorgen.
Hier kann man jedoch nicht zwingend von einer genetisch bedingten Krankheit ausgehen, sondern von einer angeborenen Erkrankung, die im Verlauf der Embryonalentwicklung zu der geschilderten Missbildung führt.
Es ist anzunehmen, dass auch Frühgeburten mit nicht vollständig abgeschlossener Entwicklung davon betroffen sein können.
Ähnliche Symptome wie bei einer Speiseröhrenlähmung sind z.B. bei einer Überreizung des „Nervus Phrenicus“, der für die Innervierung des vegetativen Nervensystems im Hals- und oberen Thoraxbereich zuständig ist, oder z.B. bei einer Entzündung der Speiseröhre festzustellen.
Es ist also nicht leicht zu diagnostizieren, welches der Auslöser der Symptome ist. Auch lernt der Hund beim Verabreichen von breiiger Nahrung mit Dilatationen der Speiseröhre umzugehen.
Wenn aber mit Hunden, die genetisch bedingte Formen der MO (kongenitale MO) aufweisen, weitergezüchtet wird, sind die Folgen verheerend.
Gewissheit schafft meist ein Röntgenbild, leider erst häufig nach der 5. Woche. Oben genannte Entzündungen sind dadurch leider nicht feststellbar.
Dem Welpen werden in der Tierarztpraxis weiche Futterkügelchen vermischt mit Kontrastmittel verabreicht. Danach wird er sofort geröntgt. Eine gesunde Speiseröhre hat die Breite eines Bleistifts und der weiße Brei ist bereits im Magen.
Eine kranke Speiseröhre ist partiell oder total „ausgebeult“ und der Brei ist noch nicht abgeschluckt.
Der Erfolg chirurgischer Eingriffe bei einem Speiseröhrenlähmung, egal welcher Ursache, ist äußerst fraglich. Bei Formen mit nicht erblichen Ursachen beschreibt die Literatur jedoch auch die Möglichkeit einer spontanen Rückbildung der Symptome nach Abklingen der Entzündungs- bzw. Reizungserscheinungen. Nach Forschungen tiermedizinischer Hochschulen liegt der Anteil der erworbenen Formen der MO zwischen 17 und 20%.
Ein guter Tierarzt wird die richtige Entscheidung treffen. Insgesamt ist es also wichtig bei dieser speziellen und komplexen Erkrankung den richtigen Tierarzt zu konsultieren, bevor es zu einer Euthanasie des Welpen kommt.