PRA (PRA rcd4) beim Irish Red Setter Seit den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts kennt man beim Irish Red Setter das PRA-Problem. Progressive Netzhautatrophie, rcd-PRA, ist eine genetische Störung, die verursacht, dass die Zellen in der Retina (=Netzhaut) im Hintergrund des Auges degenerieren. Bei der bereits länger bekannten Form der PRA rcd1 beginnt diese Degeneration schon im Welpenalter und führt zu einer baldigen Erblindung der betroffenen Tiere.
Durch gezielte Verpaarungen und später auch durch DNA-Tests ist diese PRA-Form in der kontrollierten Setterzucht heute nicht mehr existent.
Anders verhält es sich bei der neuen Form, genannt PRA rcd4 oder LOPRA (auch dem Englischen „late onset PRA“, also eine spät auftretende PRA-Form). Zuerst scheinen die Zellen hier normal zu wachsen, dann jedoch verlieren sie langsam ihre normale Funktion. Dies führt in der Anfangsphase zur Nachtblindheit, danach erblinden die befallenen Hunde zumeist, häufig erst im Alter zwischen 8 und 10 Jahren. Die Degeneration kann aber durch eine Untersuchung beim Augenspezialisten bereits früher nachgewiesen werden.
Zuerst nachgewiesen beim Gordon Setter, bestätigten sich im Frühjahr diesen Jahres die Vermutungen, dass diese Mutationsform auch beim Irish Red Setter existiert. Nachgewiesen wurde dies durch einen DNA-Test, der von Genetikern des Animal Health Trust (AHT) in England (Suffolk) entwickelt wurde.
Heute ist dieser Standard und wird bei Irish Settern unter Anderem zur Erlangung der Zuchttauglichkeit gefordert, soweit kein Nachweis der Eltern vorliegt, und wird in Deutschland von der Firma LABOKLIN durchgeführt.
Der Vererbungsmodus entspricht der Immunschwächeerkrankung CLAD, es handelt sich um einen rezessiv monogenen Erbgang. Das bedeutet, reinerbig rezessive Tiere sind „krank“, sie werden später mit großer Wahrscheinlichkeit erblinden. Sie tragen den Genotyp aa. Heterozygote, also mischerbige Tiere, tragen das Krankheitsgen in sich, sind aber in ihrem Erscheinungsbild (=Phänotyp) gesund und werden mit Sicherheit auch nicht erblinden – Genotyp Aa. Völlig gesunde Tiere haben das kranke Gen nicht in ihrem Erbgut – Genotyp AA.
Will man diese Erbkrankheit nicht im Erbgut unserer Roten anreichern, bedeutet dies für die Zucht:
Tiere mit dem Genotyp aa sollten nicht für die Zucht verwendet werden.
Mischerbige Tiere mit dem Genotyp Aa sollten nur mit gesunden Tieren (AA) verpaart werden, die Nachzucht einer solchen Verpaarung wird dann zu 50% mischerbige Tiere (Aa), zu 50% aber völlig gesunde Tiere hervorbringen, die dann zur Weiterzucht verwendet werden können.
Man sollte diese Erbkrankheit durchaus ernst nehmen, die züchterischen Auswirkungen aber nicht überbewerten, da man durch bewusste Verpaarungen innerhalb kurzer Zeit erbgesunde Tiere zur Weiterzucht erhalten kann.
Weiterhin sollte man auch die laufenden Forschungen der Genetiker des AHT mit einbeziehen, da sich bei den untersuchten Tieren in zwei Fällen eine Erblindung weder auf die rcd1-Form, noch auf die rcd4-Form der PRA zurückführen ließ. Vermutlich handelt es sich hierbei um eine weitere, noch nicht beschriebene Mutationsform, die, wenn sie erforscht ist, mit Sicherheit auch in einen DNA-Test mit einbezogen werden kann.
Abgesehen davon erblinden im Alter immer noch wesentlich mehr Hunde am Grauen Star als an PRA rcd4.