Richard Didicher:

Angelika - Freundschaft auf Augenhöhe

Etwas verwundert blicke ich auf die Neunziger-Jahre zurück: Setter…Setter…Setter, die die Welt bedeuten.

Eine junge, blonde Frau stand plötzlich mit ihrer Hündin Laska auf dem Gelände der Setterfreunde Heidelberg.

Nach unserem ersten Gespräch war mir klar, dass diese Frau den Irish Setter ins Herz geschlossen hatte und besser verstand als manch einer der damaligen, angeblich so fachkundigen Funktionäre.

Und sie passte so gut in unsere Trainingsgruppe - alles Menschen, die ihre Hunde liebten, aber auch nach dem Üben gerne auf der Veranda des Clubhauses bei einem Glas Wein euphorisch über ihre Setter- Erlebnisse berichteten und Erfahrungen austauschten.

Laska war eine kluge, gelehrige Hündin und eine treue Seele; und Angelika war ehrgeizig.

Gehorsamsprüfung, Schusstest, Ausstellungen, alles gehörte zum Programm. Die Ausbildung der Hunde hatte sie nach kurzer Zeit mit mir zusammen übernommen. Und was für uns alle sonderbarer Weise die logische Folge des Erreichten war: Einen Wurf zu züchten. Diese edle Hunderasse muss mit charakterfesten Exemplaren weiter gezüchtet werden und jeder musste seinen Beitrag leisten.

Ich erinnere mich noch an den A- Wurf, der 1992 das Licht der Welt erblickte, mit dem klangvollen Namen „vom Strahlenberg“ und vor meinen Augen zieht mal wieder ein Film vorbei:

Arantxa, die nach Angelikas Aussagen so viel von ihrem Vater hatte…..

(Arantxa)

Ein Jahr später wurde Berenice Cadela, kurz Cadela genannt, geboren und bereicherte ebenfalls das Strahlenberg-Rudel.

Angelika mit Cadela, Scarlett und Arantxa (von li nach re)

Auch eine kleine Hündin „Ice Ice Baby“, genannt Scarlett, aus unserer Zucht kam zu Laska und Arantxa.

(Scarlett)

…..1997 wurde Cosima von Strahlenberg als Tochter von Scarlett und Frederik geboren und ich sehe noch, wie sie mit Angelika majestätisch den Ausstellungsring verlässt, erinnere mich noch an die Traumhochzeit 2005 mit Fire, und ich sagte wieder meinen Spruch: Mehr geht nicht! Denn Cosima war nicht nur bildschön, sie hatte auch die Vorstehanlagen, die man sich bei Settern wünscht.

(Cosima)

Es gab herrliche Kinder und Layla, die das Herz meines französischen Richterfreundes Daniel J. jedes Mal, wenn er sie sah, höher schlagen ließ, wurde zu Angelikas treuer Gefährtin – ein Setterleben lang. (Genauso geriet der Franzose auch beim Anblick ihrer Mutter Cosima ins Schwärmen)

(Layla BOB 2009 Westheim)

(links Layla, rechts ihr Vater Fire)

(Angelika mit Layla)

Danach wurde die Kette der eigen gezüchteten Hunde unterbrochen und 2012 kam Pepina, die heute bei ihr lebt.

Als wäre eine Familie mit Kindern und eigene Hunde nicht genug.

Nein, wir alle glaubten damals fast abgöttisch an diese Rasse und Angelika hatte durch ihre Ausbildung das Fachwissen, in der Zuchtberatung mitzuwirken. Ihre ausgezeichneten Kenntnisse im Bereich Erbkrankheiten und Stammbäume waren nicht zu toppen. Hinzu kamen ihre freundliche Art und ihr Gespür mit Menschen umzugehen.

In der Zucht spielen sich manchmal Tragödien ab und sie war ein geduldiger Zuhörer, Tröster und kompetenter Ratgeber.

Was sie aber vielen anderen, die sich in diesem Metier versuchten, voraus hatte, war ihr Stil – diese unentbehrliche Zugabe, die einen wirklichen Menschen ausmacht.

Wer Setter mag, kann das Schöne sehen und sie sah es, wenn sie einen Hund vor sich hatte, und sie genoss diese Gabe auch als Richterin im Ausstellungsring. Als Wesensrichterin achtete sie darauf, die Charaktereigenschaften unserer Roten für die Zucht zu erhalten und auszubauen. Aus diesem Grund arbeitete sie mit ihren Roten auch jagdlich und führte sie auf Prüfungen.

So viele, viele Jahre Setter, so viele Gemeinsamkeiten auch in „bewegten Zeiten“, wenn in der Hundewelt mal wieder „die Schurken und Stümper am Werk waren“.

Und dennoch: So viele, schöne Erinnerungen, die ich nicht missen wollte.

Und wir sitzen bei einer Tasse Kaffee im geräumigen Wohnzimmer mit Blick auf einen gepflegten Garten.

(Pepina)

Angelikas Pepina, heute eine ruhige „Setterdame von Welt“ spielt die Hausherrin und gibt unserer Bisou und der kleinen Jela zu verstehen, dass sie beide hier nur Gäste sind. Diese aber stört das nicht, denn sie verfolgen mit sehnsüchtigen Blicken unsere Bewegungen: „Wie schmeckt wohl diese Schwarzwälder Kirschtorte?“, verraten ihre fragenden Augen.

Und wir unterhalten uns über Setter- wie eh und je.

Und wieder sind wir einer Meinung – wie eh und je.